Wissenschaftlicher Thementag „Wertebildung im Lehramtsstudium“
Diese Seite wird fortlaufend aktualisiert. Aktueller Stand: 28. März 2023
Am 23. März 2023 luden die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus zu einem wissenschaftlichen Tag rund um das Thema Wertebildung im Lehramtsstudium ein. Die Tagung richtete sich an Akteurinnen und Akteure der universitären Lehrkräftebildung.
An diesem Tag erwartete Sie ein vielfältiges wissenschaftliches Programm mit Keynotes, Workshops, Gallery-Walks und einer spannenden Podiumsdiskussion. Auf einem tagungsbegleitenden Marktplatz präsentierten sich u. a. der ISB-Arbeitskreis Wertebildung und die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit.
Begrüßung
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Impulsreferate mit anschließender Diskussion |
Workshops |
Poster des Gallery-Walks |
Podiumsdiskussion |
Impulsreferate
Werte bilden – ein unverzichtbares Ziel im Lehramtsstudium | Prof. Dr. Sabine Anselm
Werte bilden – ein unverzichtbares Ziel im Lehramtsstudium.
Kommentierung aus didaktischer Perspektive
Schule ist ein besonders wertvoller Ort. Wie sonst nirgendwo in der Gesellschaft treffen in den Klassenzimmern unterschiedlichste Meinungen und Wertvorstellungen aufeinander und müssen abgeglichen werden. Diese Anstrengung ist spürbar, zumal sich auch in aktuellen Studienergebnissen abbildet, dass Wertvorstellungen immer weiter auseinanderdriften. Die daraus resultierenden Herausforderungen und Chancen, nämlich Aushandlungsprozesse stattfinden zu lassen, sind auf der Basis normativer Regelungen möglich und ein integrativer Bestandteil aller Fächer. Dabei sollten sich Lehrpersonen ihrer verantwortungsvollen Aufgabe bewusst sein. Sie brauchen eine besondere Sensibilität und ein gesteigertes Problembewusstsein im Blick auf die Notwendigkeit, die Schwierigkeiten und Grenzen von (formaler und materialer) Werteerziehung. Inwiefern die Vermittlung von Wertereflexionskompetenz für die Lehrer:innenbildung unverzichtbar ist, wird im Vortrag ausgeführt.
Kurzvita: Dr. Sabine Anselm ist Professorin für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur. Sie leitet die Forschungsstelle Werteerziehung und Lehrer:innenbildung an der LMU München. Nach dem Studium der Germanistik, Evang. Theologie und Klassischen Philologie in Freiburg, Jena, München und Zürich, das sie mit dem ersten und zweiten Staatsexamen abschloss, wurde sie 2003 berufsbegleitend zu einer Tätigkeit als Gymnasiallehrerin mit den Unterrichtsfächern Deutsch, Latein und Evang. Religionslehre zur Dr. phil. an der FSU Jena promoviert. 2009 erfolgte die Habilitation an der LMU München und 2016 die Ernennung zur außerplanmäßigen Professorin. Die Forschungsschwerpunkte konzentrieren sich auf Werteerziehung im Deutschunterricht in gesellschaftlicher Verantwortung, kommunikative Vermittlungsprozesse in Lehr-Lernkontexten, Fragestellungen zu Digitalität und Didaktik sowie auf Herausforderungen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Werte in bayerischen Lehrplänen | Martina Osterrieder
Werte in bayerischen Lehrplänen
Deskription und Evaluation
Ohne Zweifel ist die Vermittlung von Werten wesentliche Aufgabe schulischer Bildung. Allerdings ist im Gegensatz zur Forschung zu den Wissensinhalten in Schulen die Forschung zu Werten und Wertevermittlung in Schulen begrenzt. Selbst über Zielvorstellungen zu Wertevermittlung in Schulen ist wenig bekannt. Wertekonfigurationen für Lehrpläne werden in einem aufwändigen Anhörungsprozess mit vielen gesellschaftlichen Gruppen abgestimmt, so dass diese Texte als ein Ergebnis gesellschaftlicher Konsensverfahren verstanden werden können. In einer Studie der ad-hoc Arbeitsgruppe “Zukunftswerte” der Bayerischen Akademie der Wissenschaften unter Leitung von Prof. Dr. Andrea Abele-Brehm (FAU) wurden die Lehrpläne für bayerische allgemeinbildende Schulen hinsichtlich der dort vertretenen Werte inhaltsanalysiert. Es wurde untersucht, welche Werte betont werden und ob, und wenn ja, welche Unterschiede es zwischen verschiedenen Schultypen hinsichtlich dieser Wertenennungen gibt. Im Vortrag werden zentrale Ergebnisse vorgestellt und es werden Konsequenzen aus den Befunden hinsichtlich der Wertevermittlung in Schulen diskutiert.
Kurzvita: Martina Osterrieder ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg. Sie studierte Romanistik, Germanistik und Philosophie in Bamberg und Paris und schloss das Studium mit dem ersten Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien ab. Derzeit arbeitet sie an ihrer Promotion zum Thema Wertekonfigurationen in Lehrplänen. Ferner hat sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der ad-hoc Arbeitsgruppe “Zukunftswerte” unter der Leitung von Prof. Dr. Andrea Abele-Brehm an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mitgewirkt. Ihre Forschungsinteressen sind in den Bereichen Lehrkräftebildung, Wertebildung und Inklusion sowie qualitative Forschungsmethoden angesiedelt.
Workshops
WS 1: Werteerziehung als Unterrichtsbasis - Möglichkeiten der Umsetzung | Dorle Keßler-Schnupp und Markus Paus
Werteerziehung als Unterrichtsbasis – Möglichkeiten der Umsetzung (Konzept für ein Mittel-Seminar zum „Selberhalten“)
Der Workshop stellt eine Konzeption eines Mittelseminars vor, die am eigenen Lehrstuhl komplett oder in Teilen übernommen und angepasst werden kann. Inhalte und Materialien werden erklärt und bereitgestellt.
Die momentane Seminarausschreibung lautet wie folgt: Wertebildung ist ein wichtiger Teil des schulischen Bildungs- und Erziehungsauftrags. Doch was ist tatsächlich unter “Werten” zu verstehen? Woher kommen eigentlich die Werte und wie kann ich sie den Kindern in der Schule gut vermitteln?
Unter grundschulspezifischen Aspekten werden, mit praktischen Beispielen, erziehungswissenschaftliche Grundbegriffe aufgegriffen, entwicklungspädagogische Aspekte berücksichtigt und auf Themen wie das soziale Lernen, Medienethik, Sozialziele, Lehrergesundheit und das Philosophieren mit Kindern eingegangen. Durch praktische Unterrichtsanregungen und Umsetzungsvorschläge werden die Inhalte konkret.
Sie werden feststellen, wie verwurzelt die Wertebildung auch im Lehrplan der Grundschule ist und wie viele Unterstützungsangebote zur Implementierung vorhanden sind, die Sie als Lehrkraft nutzen können /müssen.
Dorle Keßler-Schnupp und Markus Paus sind abgeordnete Lehrkräfte am Institut für Grundschulforschung der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Neben anderen Schwerpunkten widmen Sie sich beide dem Thema Werteerzieung im Unterricht.
WS 2: Sinnfluencer im Religionsunterricht | Dr. Rudolf Sitzberger
Sinnfluencer im Religionsunterricht. Lernen an fremden Biografien in digitalen Welten.
Lernprozesse ereignen sich mit und an Menschen. Dies geschieht oft im Kontext einer Wertebildung. Das Lernen an fremden Biografien erfüllt in zahlreichen Fächern der Schule einen wichtigen Beitrag zur Wertebildung. Im Schulkontext beschäftigen sich Schüler*innen mit Biografien von biblischen Figuren, lernen historische Personen kennen, tauchen im Kontext von Literatur in das Leben von Helden und Protagonist*innen von Geschichten ein. Im Religionsunterricht werden in der Auseinandersetzung mit ethischen Themen u. a. Local heroes thematisiert. Zunehmend spielen neben dem realen Leben die sozialen Netzwerke und digitale Welten im Alltag der Kinder und Jugendlichen eine bedeutsame Rolle für (Lebens-)Entscheidungen.
Im Fokus des Workshops steht zunächst das universitäre Seminarkonzept zum Lernen an fremden Biografien, das sich auf den Bereich der digitalen Welt beschränkt. Grundlegende theoretische Fragen eines biografisch werteorientierten Lernens werden an praktischen Beispielen von Influencern*innen, Sinnfluencer*innen, Christfluencer*innen und Kidfluencer*innen in der Darstellung verdeutlicht.
Im praktischen Teil des Workshops steht die Wertebildung im Zentrum. Anhand des Themas „Nachhaltigkeit“ werden verschiedene Sinnfluencer*innen aus den Bereichen Upcycling, Ernährung, Mode, Mobilität und Klimaschutz in Kleingruppen erarbeitet. Dazu wird die neue Internet-Seite des Lehrstuhls für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts an der Universität Passau mit einbezogen. Im kritischen Blick auf die jeweiligen Konzepte der Sinnfluencer*innen werden Chancen und Grenzen der unterschiedlichen Herangehensweisen der Sinnfluencer*innen erörtert. Vorgestellt und diskutiert werden am Ende sowohl die eigenen Erfahrungen aus dem Workshop als auch die Ergebnisse von Schüler*innen-Workshops, die am Gymnasium Leopoldinum in Passau durchgeführt wurden.
Dr. Rudolf Sitzberger ist Akad. Oberrat am Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts am Department Katholischen Theologie an der Universität Passau. Er leitet die Lernwerkstatt Religionsunterricht Passau.
WS 3: Service Learning als Beitrag zur Wertebildung | Dr. Petra Hiebl und Claudia Leitzmann
Service Learning als Beitrag zur Wertebildung von Studierenden
Studierende der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) studieren mit „MehrWert“. Hier wird nicht nur bloßes Fachwissen vermittelt. Als katholische Universität gibt die KU Studierenden die Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit ganzheitlich zu entfalten – und das über Ausbildung und Forschung hinaus. Gesellschaftliches Engagement und soziale Kompetenzen werden gezielt gefördert. Hochschulgruppen an der KU bringen sich politisch, kirchlich, sozial und kreativ ein, wobei ein christliches Menschenbild, christliche Werte, offener Dialog und kritisches Denken die Grundlage bilden. Dieses Engagement können Studierende auch als Leistung im Rahmen einer individuellen Profilbildung in ihr Studium einbringen. Die KU orientiert sich zudem am Leitbild der Nachhaltigkeit und dem der Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Seit 2013 fördert die KU Projekte und Initiativen im Bereich des Service Learning (SL). SL verknüpft das wissenschaftliche Studium mit einem gemeinwohlorientierten Engagement: Lehrende und Studierende kooperieren mit gemeinwohlorientierten Partner:innen aus dem sozialen, kulturellen, sportverbandlichen, ökologischen oder Bildungsbereich in der Region und bringen in gemeinsamen Projekten ihr fachliches Wissen und ihre Kompetenzen ein. Essenziell für den Lernerfolg sind eine enge Verzahnung zwischen den fachlichen Inhalten und der praktischen Anwendung sowie ein echter Bedarf an studentischer Unterstützung seitens des Kooperationspartners. Zudem stärken Reflexionsprozesse in SL-Projekten die persönliche Entwicklung der Studierenden. Beim SL ändert sich also nicht der fachliche Inhalt der Lehrveranstaltungen, sondern vielmehr die Art und Weise des Wissenserwerbs.
Insbesondere in der Lehrer:innenbildung ist SL bedeutsam, um diese Lehr- und Lernmethode – auch im Sinne einer Wertebildung – nachhaltig in der Schule zu verankern. (https://www.ku.de/studium/lehrprofil/service-learning)
Dr. Petra Hiebl ist die Leiterin des Zentrums für Lehrerinnen- und Lehrerbildung der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Claudia Leitzmann vertritt das Landesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement Bayern e.V..
WS 4: Holocaust Education: Lehrkonzept und Reflexion eines Seminars für Lehramtsstudierende | Raphaela Streng
Holocaust Education: Lehrkonzept und Reflexion eines Seminars für Lehramtsstudierende
Das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung formuliert im Rückgriff auf Thomas Sachsenröder: „Unterricht muss mehr bewirken als den Erwerb von Wissen und Können. (…) Der Unterricht muss Raum geben dafür, dass sich Überzeugungen und Werthaltungen entwickeln können, dass der Einzelne Verantwortung übernehmen kann…“.
Im Zuge der damit verbundenen Wertebildung kommt auch der Holocaust Education eine besondere Bedeutung zu. Die Themen Nationalsozialismus und Holocaust sind zudem fester Bestandteil des bayerischen Lehrplans. Die Frage, wie ein „zeitgemäßer pädagogischer Umgang mit dem Holocaust aussehen könnte und sollte“ (Matthes & Meilhammer 2015) ist nicht abschließend zu beantworten und stellt (angehende) Lehrer*innen auch aktuell vor Herausforderungen.
An der Universität Augsburg wird daher im Wintersemester 2022 ein Seminar für Lehramtsstudierende angeboten, in dem Inhalte, Ansätze und Ziele dieses pädagogischen Handlungsfeldes beleuchtet werden. Dabei sind grundlegende Aspekte und aktuelle Fragestellungen sowie die Reflexion der Verwendung geeigneter Unterrichtsmaterialien von zentraler Bedeutung.
Im Rahmen eines Workshops soll während des Thementags zunächst das Lehrkonzept dieses Seminars vorgestellt werden. Anschließend erfolgt eine Betrachtung der verwendeten Lehrmaterialien. Der Einbezug der im Seminar angeregten Diskussionen und Reflexionen runden den Workshop ab.
Raphaela Streng ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Pädagogik der Universität Augsburg. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Migration, Pädagogische Beziehung und Holocaust Education.
WS 5: Menschen- und Kinderrechte als Leitnormen schulischer Wertebildung: Hintergründe und Konzeption eines Seminarangebots für Lehramtsstudierende | Prof. Dr. Manfred Pirner und Franziska Trefzer
Menschen- und Kinderrechte als Leitnormen schulischer Wertebildung: Hintergründe und Konzeption eines Seminarangebots für Lehramtsstudierende
Weil in freiheitlich-demokratischen, pluralistischen Gesellschaften und angesichts zunehmender nationaler wie globaler Konflikte die Frage nach tragfähigen gemeinsamen Werten und Normen immer drängender wird, werden die internationalen Menschenrechte und Kinderrechte sowie deren Grundwerte zunehmend bedeutsam. Sie können gleichsam als Leitplanken und Kompass für die Aushandlung von konkreten politischen und ethischen Handlungsperspektiven gelten.
Die Menschen- und Kinderrechte bilden den normativen Kern der meisten schulischen Konzepte, die auf aktuelle ethische Herausforderung reagieren, wie z. B. Antisemitismusprävention, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Demokratiebildung, Friedenspädagogik, inklusive Bildung, Radikalisierungsprävention, rassismuskritische Pädagogik. Sie lassen sich aber auch konstruktiv-kritisch mit weltanschaulichen und religiösen Wertvorstellungen verbinden.
Der Vortrag plädiert dafür, die orientierende und integrierende Kraft der Menschen- und Kinderrechte konzeptionell ins Zentrum schulischer Wertebildung und damit auch entsprechender Lehrkräftebildung zu stellen. Dies bedeutet nicht nur ihre Thematisierung in den diversen Unterrichtsfächern, sondern die grundlegende Ausrichtung von schulischer Bildung, Schul- und Unterrichtskultur an ihnen – auf die künftige Lehrkräfte vorzubereiten sind.
Mit diesem Ziel wurde im Rahmen des Entwicklungsforschungsprojekts „KiReli – Kinder. Rechte. Religionsunterricht“ der Forschungsstelle für Öffentliche Religionspädagogik eine innovative Lehrveranstaltung konzipiert und im Forschungsparadigma des Design Based Research iterativ weiterentwickelt. Dieser Blended-Learning-Kurs „Freiheit – Gleichheit – Gerechtigkeit: Theologische und pädagogische Perspektiven wert-voller Bildung“ wird im zweiten Teil des Vortrags vorgestellt. Er zielt auf die Förderung von Kinder- und Menschenrechtsbildung und soll mittelfristig als VHB-Kurs für eine breitere Hochschulöffentlichkeit nutzbar gemacht werden. Aufbau, Inhalt und Kompetenzerwartungen des Kurses werden skizziert und ausgewählte Forschungsergebnisse präsentiert. Exemplarisch werden Einblicke in das durchgeführte Planspiel – das Kernelement des Seminars – gegeben
Prof. Dr. Manfred Pirner ist Inhaber des Lehrstuhls für Religionspädagogik und Didaktik des evangelischen Religionsunterrichts an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören u. a. Menschenrechtsbildung, Kinderrechte und Religion sowie Medienbildung und religiöse Bildung in der digitalen Welt.
Franziska Trefzer ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Lehrbeauftragte am Lehrstuhl für Religionspädagogik und Didaktik des evangelischen Religionsunterrichts der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Zu ihren Arbeits- und Forschungsschwerpunkten zählen Menschen- und Kinderrechtsbildung, Kinder- und Jugendtheologie sowie Holocaust Education und Erinnerungslernen.
WS 6: Werteerziehung mit Literatur – Diversität im Kinder- und Jugendbuch | Eva Hammer-Bernhard
Werteerziehung mit Literatur – Diversität im Kinder- und Jugendbuch
Vielfalt beinhaltet mit Blick auf die Menschen neben inneren Dimensionen wie Lebensalter und Geschlecht, ethnische Herkunft und sexuelle Orientierung auch äußere Dimensionen wie beispielsweise Einkommen, Ausbildung und geografische Lage. Schulen und andere Bildungseinrichtungen sind von Haus aus divers, da hier Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen von Vielfalt zusammenkommen: „An Bildungsorten treffen sich Kinder, die sich in vielen Aspekten unterscheiden, z. B. hinsichtlich Alter, Geschlecht, Stärken und Interessen, Lern- und Entwicklungstempo, spezifischem Lern- und Unterstützungsbedarf sowie ihrem kulturellen oder sozioökonomischen Hintergrund.“, heißt es in den Bayerischen Leitlinien für die Bildung und Erziehung von Kindern bis zum Ende der Grundschulzeit. Und weiter: „Inklusion als gesellschafts-, sozial- und bildungspolitische Leitidee lehnt Segregation anhand bestimmter Merkmale ab. Sie zielt auf eine Lebenswelt ohne Ausgrenzung und begreift Diversität bzw. Heterogenität als Normalfall, Bereicherung und Bildungschance.“
Diversität als „Bereicherung und Bildungschance“ zu begreifen, hat weitreichende Konsequenzen für die Gestaltung des Unterrichts, auch des Literaturunterrichts. Bücher und Texte können ein Weg sein, den Blick zu öffnen und sich auf Wertereflexion einzulassen. Die Auswahl diversitätssensibler Literatur und die unterrichtliche Beschäftigung mit diesen Werken brauchen Zeit und Gespür, das sich im Lauf der Zeit aufbauen muss, besonders auch im Austausch mit anderen. Der Workshop soll dafür in der Begegnung mit ausgewählten Textausschnitten einen Raum bieten.
Eva Hammer-Bernhard ist Studiendirektorin mit der Fächerverbindung Deutsch und katholische Religionslehre. Derzeit ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an die Forschungsstelle Werteerziehung und Lehrer:innenbildung an der LMU München abgeordnet. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind u. a. die Themenbereiche Werteerziehung mit Literatur, Bioethik, BNE und Diversität.
WS 7: Werteorientierte Medienerziehung und Heterogenität in der Lehrer*innenbildung am Beispiel 'Cybermobbing' | Hannes Großhauser und Ines Hensch
Werteorientierte Medienerziehung und Heterogenität in der Lehrer*innenbildung am Beispiel ‘Cybermobbing’
Im Rahmen des QLB-Projekts „Lehrer*innenprofessionalität im Umgang mit Heterogenität“ (LeHet) an der Universität Augsburg besteht seit mehreren Semestern ein neues Lehrkonzept in Form einer interdisziplinären Tandemlehre, deren Ziel es ist, die in einem reziproken Verhältnis stehenden Perspektiven aus der schulischen Heterogenitätsforschung sowie der werteorientierten Medienerziehung in pädagogisch-didaktisch reflektierter Weise für die Lehramtsausbildung urbar zu machen.
Digitale Medien sind eine zentrale Sozialisationsinstanz für Kinder und Jugendliche, weshalb Werte- und Medienbildung nicht mehr voneinander zu trennen sind – gerade auch im Kontext der Heterogenitätsdebatte im deutschen Schulsystem. Medien bieten Kindern und Jugendlichen einerseits Werthaltungen an, andererseits dienen ihnen soziale Netzwerke und Online-Communities als Artikulationsinstrumente (vgl. Gebel/Wütscher 2015). Entsprechend groß ist im Zeitalter der Digitalität der Einfluss auf die Entwicklung der Heranwachsenden und auch die Ausbildung von Werthaltungen geworden.
Bei Heterogenität handelt es sich zunächst um eine objektive Zustandsbeschreibung, die im wissenschaftlichen Diskurs jedoch je nach Blickwinkel als Problem, Herausforderung oder Chance gelesen werden kann. Der Einfluss von (digitalen) Medien auf die Werte(aus)bildung von Schüler*innen zeigt sich somit auch in der Art und Weise, wie Heterogenität in diesen im Bildungskontext aufgegriffen werden kann.
Im Projektseminar „Cybermobbing und Hass im Netz professionell begegnen“ haben sich im SoSe 2022 Studierende aus medienerzieherischer Perspektive anhand realer Fälle unserer städtischen Kooperationspartner*innen damit auseinandergesetzt, wie ein wertschätzendes Miteinander im Netz in einer heterogenen Gesellschaft gelingen kann – und auch, was man als Lehrkraft bzw. Medienpädagog*in tun sollte, wenn dies nicht funktioniert. Auf dieser Basis wurden bestehende Präventions- und Interventionsansätze u.a. unter dem Fokus der Werteorientierung analysiert und kategorisiert. Daraus entstanden ist der Prototyp für ein Auswahltool, das Lehrkräfte dabei unterstützen soll, Cybermobbing in der Schule zielgruppen- und bedarfsgerecht zu adressieren.
Hannes Großhauser, M. A. ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Pädagogik der Universität Augsburg und Gesamtkoordinator des Projekt “Lehrer*innenprofessionalität im Umgang mit Heterogenität”.
Iris Hensch ist abgeordnete Lehrkraft an der Lehrprofessur für Digitale Medien und im Zentrum für digitales Lehren und Lernen (DigiLLab) und vor allem zuständig für das Erweiterungsfach Medienpädagogik für Lehramtsstudierende.
Podiumsdiskussion
Gallery-Walk
- Dr. Elisabeth Demleitner, IPSN: Demokratie leben und lernen – Schule als demokratischen Lernort gestalten
- Dr. Thomas Heiland, Universität Augsburg: Die Geschichte der Wertebildung in Lehrplänen der Volksschuloberstufe und Hauptschule ab 1945: Kontinuitäten, Diskontinuitäten und aktuelle Impulse
- Prof. Dr. Hans Mendl und Dr. Rudolf Sitzberger, Universität Passau: Tolle Typen heute
- Sophie Schumacher, Ludwig-Maximilians-Universität München: Geschlechterreflexion im Deutschunterricht anhand von Kinderkrimiserien
- Kinga Sieberhagen und Dr. Elmar Straube, Universität Augsburg: Wertebildung – das Sokrates-Protokoll
- Larissa Stark, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg: Sprachförderung und Wi.l.D.es Erlangen
Call for Proposals
Call for Proposals
Schule hat als wichtige Sozialisationsinstanz die Aufgabe, die Entwicklung von Heranwachsenden positiv im Sinne der obersten Bildungsziele (Art. 131 Abs. 2 BayVerf) zu beeinflussen. Dabei nimmt die Wertebildung eine Schlüsselrolle ein.
Wir werden das Thema Wertebildung aus übergreifender wissenschaftlicher Perspektive und anhand von Modellen, Projekten, Lehrkonzepten und Forschungsvorhaben diskutieren und bitten daher um Beiträge für Workshop-Angebote bzw. für kürzere Vorträge. Der Call ist offen für Vorschläge zu den wissenschaftlichen Diskussionsforen und Sessions zum Thema Wertebildung. Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge zu Inhalten und Formaten, z. B. Vorträge, interaktive Formate, Projektvorstellungen, Poster etc. Für die wissenschaftlichen Diskussionsforen und Sessions sind jeweils 60 Minuten vorgesehen.
Wir laden Sie herzlich ein, eigene Beiträge einzureichen. Bitte senden Sie uns den Vortragstitel mit einem kurzen Abstract (max. 250 Wörter), im Falle von Workshops bitte mit Angabe des geplanten Arbeitsformates. Weiterhin bitten wir Sie, einen Kurz-CV zur Vorstellung einzureichen.
Der Call for Proposals ist offen bis zum 31. Dezember 2022.
Einreichungen unter Angabe des Betreffs „Thementag: „Wertebildung im Lehramtsstudium“ bis zum 31.12.2022 an:
Andreas Tabbert (andreas.tabbert@stmuk.bayern.de).
Auch für Rückfragen steht Ihnen Herr Tabbert gerne zur Verfügung (Tel.: 0 89/21 86-20 80).
Wir werden im Januar 2023 die eingereichten Vorschläge sichten, auswählen und Kontakt mit Ihnen aufnehmen.
Save the Date
Save the Date
Die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus laden herzlich zu einem wissenschaftlichen Tag rund um das Thema Wertebildung an Schulen ein. Die Tagung richtet sich an Akteurinnen und Akteure der universitären Lehrkräftebildung.
An diesem Tag erwartet Sie ein abwechslungsreiches Programm mit einem Grußwort von Kultusstaatssekretärin Anna Stolz, MdL, und Impulsreferaten von Prof. Dr. Andrea Abele-Brehm (ehemalige Lehrstuhlinhaberin für Sozialpsychologie an der FAU Erlangen-Nürnberg) und Prof. Dr. Sabine Anselm (Leiterin der Forschungsstelle Werteerziehung und Lehrerbildung an der LMU München).
Im Anschluss an die Keynotes sind Workshops und Podiumsdiskussion geplant.
Wir freuen uns, wenn Sie sich den 23. März 2023 jetzt schon vormerken und wir Sie im März in Nürnberg begrüßen dürfen.
Mit herzlichen Grüßen
Prof. Dr. Bärbel Kopp und MRin Birgit Kleinhappl