BNE an der FAU – ein dialogischer Prozess

Bild: Katrin Valentin
Bild: Katrin Valentin

Im Zuge des Wettbewerbs BNE an der FAU, den das ZfL gemeinsam mit dem Green Office der FAU 2020/21 durchgeführte, wurden Ideen von Studierenden dazu eingereicht, wie Bildung für nachhaltige Entwicklung größere Relevanz für die Hochschullehre erhalten konnte. Die besten Ideen wurden im Rahmen einer Preisverleihung ausgezeichnet.

 

Dies sind die drei ersten Plätze:

 

Wettbewerb BNE an der FAU GK

Katgeorie “Großes Kino!” Alexandre Nozadze

Wettbewerb BNE an der FAU CI

Kategorie “Coole Idee!” Julia Kicherer

BNE an der FAU KG

Kategorie “Kurz & gut!” Clarisse Kugler

 

Die Preisverleihung ist bereits erfolgt, doch dauert der Prozess der Verarbeitung dieser Ideen weiter an. Es geht darum, einen nachhaltigen Dialog zwischen Lehrenden, Studierenden und auch Personen aus der Verwaltung zu intensivieren. Insgesamt gab es über 60 Ideen.

Für den Bereich Lehramt sollen beispielhaft hier genannt werden:

 

 

PD Dr. Marion Händel (Lehrstuhl für Pädagogische Psychologie und Exzellenzforschung) greift in ihren Lehrveranstaltungen für Lehramtsstudierende psychologische Fragestellungen zum Themenfeld BNE auf. Psychologische Aspekte im Bereich einer Bildung für nachhaltige Entwicklung betreffen beispielsweise Klimaangst, Resilienz oder Kommunikation im Umgang mit Klimaleugnern. Damit wird der Vorschlag der Gewinnerin des BNE-Ideenwettbewerbs für Studierende in der Kategorie „Kurz und Gut“ aufgegriffen.

 

Prof. Dr. Jan Christoph Schubert (Lehrstuhl für Lehrstuhl für Didaktik der Geographie) begleitet eine Abschlussarbeit, die sich einer Idee aus dem Wettbewerb widmet, welche auf die Veranschaulichung von Klimawandelforschung für Schüler/-innen zielt: Entwicklung und Evaluation einer Unterrichtssequenz zum Thema: “Wie arbeitet ein/-e Klima(wandel)forscher/-in?“

 

Die Studierenden Julia Hofrichter und Sophia Fleischmann, die sich gerade in der Abschlussphase ihres Studiums befinden, haben für den Bereich Grundschul-Lehramt eine umfangreiche Materialkiste zu Bildung für nachhaltige Entwicklung erstellt. Nach dem Prinzip der Visions- und Handlungsorientierung erarbeiteten sie sich mit sehr viel künstlerischer Kreativität Arbeitsblätter, Tutorials und Konzepte, die jede/r im Grundschulunterricht verwenden kann. Wer Interesse an der Arbeit hat, kann die beiden gerne unter den Mail-Adressen julia.hofrichter@fau.de oder sophia.fleischmann@fau.de kontaktieren. Ab einer gewissen Interessentenanzahl besteht das Angebot, den im Rahmen des Wettbewerbs erarbeiteten Workshop noch einmal durchzuführen.

 

Prof. Dr. Jan Christoph Schubert (Lehrstuhl für Lehrstuhl für Didaktik der Geographie) geht auch weiter der Frage nach: Wie können der Stellenwert und die Sichtbarkeit von BNE in den fachdidaktischen Anteilen des Lehramtsstudium erhöht werden? Wie kann projektorientiertes Arbeiten im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung mit unterrichtspraktischen Erfahrungen verknüpft werden? Wichtiger Bestandteil sind dabei BNE-Projektseminare, bei denen Studierende als „BNE-Expert/-innen“ einzelne Unterrichtsbausteine an Schulen unterrichten. Auch zu diesem Themenkomplex wurde eine Idee beim Ideenwettbewerb eingereicht.

 

Derzeit wird der erziehungswissenschaftliche BA Pädagogik einer grundlegenden Um- und Neustrukturierung unterzogen. In diesem Kontext soll auch das Thema „Sustainable (Cultural) Development“ als Querschnittsperspektive eine zentrale Bedeutung innerhalb des Studiengangs erhalten. Im Zuge dessen setzen sich Dr. Tanja Klepacki und Kolleg/-innen mit der Idee einer Studierenden auseinander, die konkrete Vorschläge zur Umsetzung in ausgewählten Modulen gemacht hat.

 

Im Nachgang zu dem Workshop im Zuge der Preisverleihung dauern die Überlegungen dazu an, wie man in der Lehrevaluation Aspekte von Bildung für nachhaltige Entwicklung berücksichtigen kann. Die Aufgabe, ein derart komplexes Konzept zu operationalisieren ist nicht trivial. Wer Interesse hat, sich bei diesem Prozess einzubringen, kann sich auch gerne melden.

 

Zwar lag ein Schwerpunkt auf dem Bereich Lehramt, doch auch in zahlreichen anderen Lehrgebieten der Universität wurden Ideen von Studierenden aufgegriffen:

 

Nachhaltigkeit im Klinikbetrieb

 

PD Dr. Christiane Mühle (Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie, Molekulare Neurobiologie) und Daniel Miribung (Studiendekanat Medizin) bereiten gemeinsam mit Studierenden basierend auf der prämierten Idee nächste Schritte zu dem Thema Nachhaltigkeit in der Medizin vor. Dabei werden zum einen verschiedene Handlungsfelder beleuchtet, wie nachhaltiger Klinikbetrieb (z.B. Bewirtschaftung, Mobilität), Politik, Divestment, aber auch Perspektiven für Forschung, Bildung, Beratung und öffentlichkeitswirksame Kommunikation. Darüber hinaus werden konkrete Umsetzungsformate entwickelt wie eine Ideenkonferenz an der Medizinischen Fakultät oder ein Wahlpflichtfach, etwa in Kooperation mit der Planetary Health Academy.

Nachhaltigkeit in der Lehre des Fachbereichs Wirtschafts- und Sozialwissenschaften

Die Task Force Sustainability des Fachbereichs Wirtschafts- und Sozialwissenschaften diskutiert, wie mehr Nachhaltigkeitsbezug in der Lehre hergestellt werden kann. Jennifer Adolph (Lehrstuhl für Corporate Sustainability Management) und Martin Enders (Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik, insbesondere IT-Management) haben gemeinsam mit Studierenden ein Grundkonzept dafür vorbereitet. Zur Debatte stehen der Einbezug alternativer Wirtschaftstheorien, neue Lehr- und Lernmethoden, mehr Praxisbezug, ein übergreifendes Pflichtmodul Nachhaltigkeit oder die Integration in bestehende Module, etwa in der Volkswirtschaftslehre, der Unternehmensführung oder dem Marketing.

Nachhaltigkeit in der Werkstoffwissenschaft

Das Department Werkstoffwissenschaften sieht „Nachhaltige Materialwissenschaften“ als ein tragendes Zukunftsthema und arbeitet an der Entwicklung unterschiedlicher Konzepte, die eine synergistisch ergänzende Integration in die Studiengänge Materialwissenschaft und Werkstofftechnik sowie Nanotechnologie erlauben. Dabei sollen im Bachelor Studiengang die Grundlagen der nachhaltigen Materialentwicklung vermittelt werden. Im Masterstudiengang wird vermehrt Wert auf die Vermittlung von aktuellen Nachhaltigkeitskonzepten für die tragenden Materialklassen (Metalle, Keramik, Polymere, Halbleiter) gelegt.

Nachhaltigkeit im Konstruktiven Projektpraktikum (KoPra)

Dr. Marcel Bartz und sein Team schafft über das Konstruktive Projektpraktikum im Maschinenbau die Möglichkeit, das Thema Nachhaltigkeit im Rahmen des Produktentwicklungsprozesses ganz konkret zu berücksichtigen. In die Aufgabenstellung werden verstärkt ganzheitliche Aspekte (Ressourcenverbrauch, Energiebedarf, Lebenszyklus) eingebaut. Zudem soll die interdisziplinäre Arbeit mit anderen Lehrstühlen verstärkt und im Rahmen des Projektpraktikums ein eigenes Seminar zur nachhaltigen Produktentwicklung angeboten werden. Neben dem Projektpraktikum ist geplant das Thema Nachhaltigkeit bereits in die Grundlagenveranstaltungen (Maschinenelemente 1+2 und Konstruktionsübung 1+2) als weitere Anforderung mit aufzunehmen.

Ethik trifft Technologie in allen Studiengängen des Departments Chemie- und Bioingenieurwesen

Prof. Dr. Andreas Bück (Lehrstuhl für Feststoff- und Grenzflächenverfahrenstechnik) und Prof. Dr. Martin Hartmann (Professur für Katalyse am Erlangen Center for Interface Research and Catalysis) arbeiten an einem weiteren Ausbau nachhaltiger Lehrinhalte im Chemie- und Bioingenieurwesen. Ein Thema sind dabei interaktive Formate mit eigenständigen Ausarbeitungen (Seminare, Präsentationen, Hausarbeit) und interdisziplinären Inhalten. Außerdem wird die Restrukturierung von Studiengängen anvisiert, um z.B. einen Wahlpflichtbereich „Nachhaltigkeit und Umweltethik“ zu integrieren oder tiefergehende Themen wie Life Cycle Assessment früher zu behandeln.

 

Klimaforschung und Öffentlichkeit

Die Erkenntnisse der Klimaforschung sind grundlegend zum Verständnis des menschlich induzierten Klimawandels. In der öffentlichen Wahrnehmung gelten Klimasimulationen dagegen oft als abstrakt, unzugänglich und schwer nachvollziehbar. Dr. Jenny Turton und Dr. Tobias Sauter vom Institut für Geographie diskutierten gemeinsam mit Studierenden, wie Klimamodelle anschaulicher kommuniziert werden können. Großes Potenzial liegt dabei etwa auf (vereinfachten) Modellversuchen in der schulischen Bildung, höherer Interdisziplinarität, innovativen Formaten für citizen science sowie generell einer professionalisierten Forschungskommunikation.

Nachhaltigkeit als Teil der Lehrevaluation

Im Nachgang zu dem Workshop im Zuge der Preisverleihung dauern die Überlegungen dazu an, wie man in der Lehrevaluation Aspekte von Bildung für nachhaltige Entwicklung berücksichtigen kann. Die Aufgabe, ein derart komplexes Konzept zu operationalisieren ist nicht trivial. Wer Interesse hat, sich bei diesem Prozess einzubringen, kann sich auch gerne melden.